"Krieg ist schrecklich!" denke ich und greife in die Chipstüte. Gebannt starre ich auf den Bildschirm. Bilder einer zerstörten Stadt. Vor Spannung bleibt mein Mund offen stehen, ich zerdrücke die Chips in der Hand. "Furchtbar…" denke ich und stecke die Krümel in den Mund, kaue darauf herum.
Gefangene Soldaten werden gezeigt. Verletzt. Einer blutet an der Stirn, der andere kann nur mit Schwierigkeiten aufrecht sitzen und brabbelt vor sich hin. "Oh Gott!" Angenehme Schauer des Entsetzens laufen mir den Rücken hinunter. Ich fühle mit, leide mit, fühle, dass ich noch lebendig bin - und greife zu meinem Bier, trinke einen Schluck.
Journalisten werden befragt: "Welche Konsequenzen hat die Folter auf die Psyche der Soldaten?" Kalte Schauer des Entsetzens machen sich breit. Es kribbelt auf meinen Armen, meiner Haut. "Mein Gott! Die armen Soldaten!" flüstere ich. Meine Muskeln und Sehnen sind gespannt – auf einmal bin ich froh, hier zu sein, in unserem Land, wo Frieden herrscht… Mein Herz rast – ich kann meine Augen nicht von den furchtbaren Bildern abwenden und lausche dem grauenvollen Gebrabbel des Soldaten im Hintergrund.
"Welche Auswirkungen hat der Krieg auf uns?" Experten werden befragt. "Können wir noch beruhigt in Urlaub fahren?"
Auf einmal bin ich nicht mehr so mitfühlend und ergriffen! Ich knalle die Bierflasche auf den Tisch. Ich werde laut, springe auf und rufe: "Den Urlaub habe ich mir verdient! Ich habe ein Recht darauf!" Panik steigt in mir auf.
Kämpferisch hebe ich die Bierflasche in die Luft! "Scheiß Krieg!" rufe ich. " Die sollen ihre Probleme lösen, ohne uns da mit rein zu ziehen!"
Auf einmal merke ich, dass der Experte weiter redet. Ich habe nicht mitgekriegt, was er gesagt hat. Also setze ich mich aufs Sofa und lausche angestrengt, um noch die ein oder andere Information mitzukriegen.
"Es ist ein Blitzkrieg. Im Sommer ist alles vorbei…!" Beruhigt lehne ich mich zurück. "Die meisten Urlaubsziele sind nicht betroffen…!"
"Guuut!" denke ich.
"…es ist jedoch damit zu rechnen, dass weltweit die Ölpreise steigen werden – auch bei uns!"
Sauer stehe ich auf, schalte den Fernseher aus, schmeiße die Fernbedienung in die Ecke und denke: "Scheiß Krieg!"
(21,4 P.)
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