Dienstag, 23. August 2011

Rainer Iversen (Dänemark): Todsicher

Wenn die Mächtigen dieser Welt

wieder einmal ihre Macht benutzen,
geht es ihnen nicht um Öl oder Geld,
nein, um die Freiheit, um dem Aggressor die Flügel zu stutzen.
- ganz sicher!
Doch völlig allein in Tel Aviv im Park sitzt ein Kind – ein ganz kleines –
und weint vor Entsetzen, und ich fühl, es wär meines.

Wenn uns die Militärs davon hören lassen,
wie sauber das zugeht,
mit Präzision nur die Technik des Feindes zu zerstören,
dann weiß ich, dass das kleine Dorf an der Grenze noch steht.
- ganz sicher!
Doch völlig allein in Chicago im Park sitzt ein Kind – ein ganz kleines –
und fragt nach dem Vater, und ich fühl, es wär meines.

Wenn uns die Experten von Funk und Fernsehen
genau analysieren die Lage,
die Ursach’ und Folge – weil sie doch alles verstehen,
dann glaub ich’s und hab keine Frage.
- ganz sicher!
Doch völlig allein in Kuwait im Park sitzt ein Kind – ein ganz kleines –
und träumt vom Menschen als Bruder und Schwester, und ich fühl, es wär meines.

Wenn ich von hüben und drüben höre
die Mär vom gerechten, vom heiligen Kriege
und dass Gott oder Allah doch mit uns wäre,
dann hab ich Vertrauen wie ein Kind in der Wiege.
- ganz sicher!
Doch völlig allein in Kabul neben der toten Mutter ein Kind – ein ganz kleines –
und versteht nicht, was geschah, es kannte nur Gutes, und ich fühl, es wär meines.

Wenn ich sie seh, die Soldatenmassen,
die Hand gestreckt zum Siegeszeichen
und kampfbereit – auf die kann man sich gewisslich verlassen –
dann gibt es beim Gegner etwa 10000 Leichen.
- todsicher!
Doch völlig allein in Bagdad im Sand liegt ein Kind – ein ganz kleines –
und spricht nicht mehr, und ich fühl, es wär meines.

Wenn der Welthandel blüht,
und das ist für jeden äußerst wichtig,
muss man auch akzeptieren, was mit Waffen geschieht,
wir sind doch liberal, und Marktwirtschaft ist richtig.
- todsicher!
Doch nicht mehr allein demonstrieren Kinder überall auf der Welt – und alles ganz kleine –
und tragen Schilder ”Kinder der Welt – gegen Gewalt”, und ich fühl, es wär’n meine.


(20,3)

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