Donnerstag, 20. Januar 2011

Rolf Stemmle; Umgedacht

Als stark sich hob die Herrscherhand,
entdeckte eine Weinbergschnecke
die Liebe zu dem Vaterland
und bot sich an als Waffenrecke.

 
Den Brief gab sie der Tante mit
die wollte ihn zum Postamt bringen.
Da sie jedoch an Durchfall litt,
zerlief die Tat mit diesen Dingen.

Der Krieg kam übers Land gezogen,
und viele starben in der Schlacht.
Die Schnecke fühlte sich betrogen,
denn keiner hatt’ an sie gedacht.

Kaum war der Friede heimgekehrt,
begann sich dieser Gram zu lichten.
Sie lebte, liebte unbeschwert,
vergaß die hehren Heldenpflichten.

Beim Frühjahrsputz im Haus der Tante
fand sie schockiert den Brief am Klo.
Für damals schalt sie die Verwandte,
für heute fand sie’s besser so.

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