Sonntag, 1. Mai 2011

Ich war Hochzeitsgast


All meine Brüder und Schwestern
lebten noch, gestern.
Wir hatten zu glücklichen Stunden
uns bei Walid zusammengefunden.
Eine Hochzeit bleibt stets unvergessen
und das nicht nur wegen Trinken und Essen.

Es gehört zu der Freude Stärken,
Gefahr im Moment nicht zu merken.
So öffnete Freudensalut
der Todesschüsse Flut.
Woher wohl die Fremden gekommen,
ihr Nahen hatte niemand vernommen.

Ich habe am Boden gelegen,
entging so dem Kugelregen.
Die Fremden blieben ohne Gesicht,
das mit menschlichen Worten spricht.
Ob nun deutsche oder englische Zunge
Ich wünsch ihnen Blei in die Lunge.

Vielleicht macht mein Schmerz einmal Pause,
sind die Fremden wieder alle zu Hause.
Doch das eine, das müsst ihr verstehen:
Ich könnt sie nicht hochzeiten sehen.


(Für die mit schlechtem Gedächtnis: Zu den "Kollateralschäden" im Afghanistankrieg gehörte mindestens ein Massaker an einer Hochzeitsfeier. Der Medienrummel um die englische Thronhochzeit veranlasste mich zu diesem Gedicht.)

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