Montag, 18. April 2011

Lilly Jäckl: wenn die scheiterhaufen brennen an der achse des bösen


hexe sagt sie, hexe.
  teufel, sagt der teufel!
  wenn die scheiterhaufen brennen an der achse des bösen läuft mein skoda besonders gut, wenn ich über den wechsel wechsel.
  da rinnt das öl, da drehen die räder durch, da schnurrt der motor, da funktioniere ich, da keuchen die wälder – schnell und so flexibel, während die autobahnbaustellen mit ihren abertausenden warnsignalen, leuchtreflexen, und lichtspielen, mich in so eine panik versetzen, dass ich das auto lieber schieben möchte aus lauter angst vor dieser gefährlichen, ja! tödlichen spurverengung im abschnitt zöbern... gefährlich lugt die section controll auf mich und entdeckt meine think crimes sofort – deshalb verstecke ich immer meinen kopf unter dem lenkrad, oder greife rasch nach dem rosenkranz, wenn ich mich einem dieser ungetüme nähere, die meine seele scannen, mit dem freundlichen kameraauge des großen bruders.
  der all-mächtige atommüll über dem planeten dreht sich wunderschön um die kern knackig weichen verwesenden sendersynapsen, sichtbar fleischlich geworden, im dichten nebel der satellitenbilder, deutlich erkennbar, auch rund um den mond, der laut ungehört aufheult in all dem wirbel, um endlich werbeunterbrechungssfrei fellinis „la luna“ anzusehen.
  fein und ruhig aber alles hier unten in unserem kleinen erdsegment aus heimaterde, verfeinert, zivlisiert und gesäubert, mittels flächendeckender verkärcherung aller randbezirke und alternativer informationsplattformen, zusammengerotteter schmutziger nester, bombenbastelnder satanismus – nein – terrorismusschlupflöcher.
  also, super-plus-gutes wetter heute! plus-gute werbemöglichkeiten. gute, kollapierende soundpartikel kreischender mikromotoren unsichtbarer bassboxen hinter dem multimedialen hexen – nein! hörhammer mixen humanbiologische partikel hinein in den köstlichen cocktail einer kokettierenden gutmenschen patrouille, die einem trotzdem noch besser schmecken muß, als ein frischer schmiß auf der jugendlich zarten haut dieser burschen auf der hauptuni. ja, diese burschen! rechte draufgänger!
  dafür müssen auch wir in der bildregie so manche seelenbelastung auf uns nehmen, um diesem meschuggismus ein ende zu bereiten, und ihnen ihre tägliche tagesdosis realität aus unserem kameraauge schmackhaft emotional aufzubereiten, liebevoll einzuflössen, denn sie, meine damen und herren, sie sind der geliebte wählermarkt, für sie leben wir, durch sie sind wir lebendig und in ihrem geiste!
– und die I.G.s? – schon wieder ein I.G.!
  ein I.G.?
  na, ge!
  illegaler grenzgänger
  die IGs: bei uns einnistend, geschwürig wuchernd, verseuchend den gesunden geist unseres rechten denkens!
  - wissen sie überhaupt wie viele I.G.s jährlich über unsere grenzen verletzend eindringen und österreich deflorieren? milliarden. milliarden, sag ich. milliarden. in zeiten der videoüberwachung gibt es nur noch die eine wahrheit, die digitale wahrheit, meine brüdern und schwestern, denn der cutter am schnittplatz lügt nicht, die bildregie manipuliert niemals, der kameramann, fängt die realität real ein, ganz real, so real, wie sie es garnie sehen könnten, mit ihren 2 verdrehten augen, die meistens auch noch genau dorthin schauen, wo doch gar nichts passiert- ja, wir sehen für sie, damit sie sehen lernen, alles durchschauen, und ich schwöre ihnen, wenn ich 3 mal milliarden sage, dann ist es noch weit untertrieben.
  das können sie, meine sehr verehrten damen und herren gottseidank natürlich nicht sehen, denn sie arbeiten ja, sind unter der dusche frühmorgens, um sauber ihren arbeitsplatz zu betreten, oder sorgen für das frühstück der kinder, denn sie arbeiten ja dafür, dass unser land nicht ausstirbt, sie können diese ekelhafte flut, die unser schönes land gerade schlammhaft überschwemmt, nicht sehen, und ich bin glücklich, ihnen diesen anblick unserer überwachungskameras ersparen zu können, denn es würde sie erschüttern, vielleicht sogar arbeitsunfähig machen.
  wir in der bildregie halten unseren täglichen gottesdienst mit anschließendem bild-& gesinnungstest jeden morgen gemeinsam ab und stärken einander, denn bei diesem grausigen anblick der realität ist es oft schwer, ruhig blut zu bewahren. sie, die anderen, die dort, also, die hier, untergraben unsere kultur! nehmen uns unsern wohlverdienten wohlig warmen wohlstand, den schweiß unsrer großväter, die parkbänke, die autos, die frauen, die kinder, alles reissen sie uns aus den offenen händen, so, dass nur noch unsere wundmale, stigmata einer gepeinigten volksseele, darauf offen zurückbleiben und uns einen schwachen, aber göttlichen trost lassen, indem wir die hände auf die augen legen, die ohren zu machen, den rücken der welt zu drehen und uns immer wieder sagen: es gibt einen, der dich liebt: jesus christus. es gibt einen, der dich liebt: jesus christus. es gibt einen, der dich liebt: jesus christus.
  die hand muß verdörren, die dazu „nein“ schreibt.
  ja, wir kämpfen für die zivilisation, die ganze, menschheitsgeschichtlich relevante, fortschrittlich einwandfreie, genetisch vorbildhafte zivilisation.
  eine grossoperation für die menschenrechte, weshalb wir uns auch manchmal ihrer entledigen müssen, und demokratie, ausschalten von beweglichen zielen, egal ob manche sie mit dem wort „zivilisten“ verniedlichen, für die freiheit, die wir haben und weitergeben müssen, hart, wie intelligentes aluminium, sauber, mit chirurgisch exakten eingriffen, wie ein griff der zarten, christlich reinen, sozial unbefleckten katholikenhand in die weiße weste des herrn bundeskanzlers,- ja, für nichts anderes als das gute im leben kämpfen wir, liebevoll zart mit chirurgisch exakten eingriffen intelligenter waffen – sie und ich – schulter an schulter – gemeinsam sind wir stark, in dieser dunklen, gefährlichen, ängstlich verschleierten, gnadenlos überfremdeten zeit.
  in biedermeierlicher romantik abgebauter sozialstaaten träumen wir gemeinsam, fest vereint vorm fernseher, hand in hand, im warmen wohnzimmer, schulter an schulter, mit unserer lieben familie, auge in auge mit unserm hoffnungsvollen nachwuchs - mund an mund - den amerikanischen traum!
  ja, in dieser kampfzeit, sind wir, charakterlich gesäubert, von allen arbeitsscheuen elementen, entschlossen, zu arbeiten für den sieg der guten, wahren, schönen, unverrückbaren, ewigen, westlichen werte,- durchmischen im unerschütterlichen, totalen eifer als workaholics mit strahlendem gebiss und tadellosem anzug für sie, tag für tag, im unermüdlichen glauben an die wahrheit und nichts als die wahrheit, die informationswelt der kommunikationswelt, evakuieren für sie destruktive partikel und volksfremdes material, für die ewige erbpflege unserer unbesiegbaren hochkultur der totalen freiheit!
  und hier noch ein spendenaufruf in eigener sache: bitte helfen sie uns helfen! soviele menschen, vor allem in der krisengeschüttelten untersteiermark müssen jeden tag ohne ausreichende videoüberwachung ums überleben kämpfen, so viele kinder glauben noch immer, realität sei das, was sich vor ihren eigenen augen abspielt! helfen sie uns helfen! schenken sie ihnen das augenlicht wieder! spenden sie jetzt!
  hexe sagt sie, hexe.
  teufel, sagt der teufel!
  der all-mächtige atommüll über dem planeten dreht sich wunderschön um die kern knackig weichen verwesenden sendersynapsen, sichtbar fleischlich geworden, im dichten nebel der satellitenbilder, deutlich erkennbar, auch rund um den mond, der laut ungehört aufheult in all dem wirbel, um endlich werbeunterbrechungssfrei fellinis „la luna“ anzusehen.

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