Freitag, 1. April 2011

Walter Baco (Wien): Als D. die Welt ändern wollte

Es ist nicht gut, daß es Krieg gibt, dachte D. Doch ohne Waffen keinen Krieg. Also geht er zum Waffenhersteller: „Was du tust, ist schlecht. Hör auf damit.“

Mag sein“, antwortete dieser, „aber ich möchte reich werden, unabhängig und frei.“ -
Frei? Mit den Blut von Millionen Menschen, das an deinen Händen klebt?“
Der Waffenhersteller wurde allmählich ärgerlich. „Die Politiker wollen es so. Hier hast du ein bißchen Kleingeld, aber laß mich in Frieden.“

In Frieden, dachte D. und machte sich auf den Weg zum Politiker: „Wieso laßt ihr das zu? Ihr seid doch von uns gewählt.“ Der Politiker schaute ihn gewinnend an. „Die Menschen wollen es so. Wir schaffen Sicherheit, wir schützen sie.“ -
Sicherheit? Indem ihr uns in den Tod hetzt?“ -
Man muß das in einem größeren Zusammenhang sehen.“ -
Tot bleibt tot.“ -
Hier hast du ein gesetzlich geregeltes Überstundengehalt, und wir versprechen dir weiters eine Anhebung der Dienstnehmerabsetzfreibetragsgrenze nach der nächsten Wahl, aber nun lauf’, es ist spät.“

D. kam zum einfachen kleinen Mann und fragte ihn: „Warum wählt ihr die, wieso läßt ihr euch schinden und in den Tod hetzen?“
Naja“, sagte der kleine Mann, „So schlimm ist es ja wieder auch nicht. Außerdem war das schon immer so.“ -
Und warum ändert ihr nichts?“ -
Da rennt man gegen eine Wand und kriegt nur graue Haare.“ -
Wer ist die Wand? Die Wand bist du. Und graue Haare hast du sowieso. Schau dich an!“ -
Niemand ist um ein Haar besser. Frag doch den Nachbarn. Komm, trink ein Glas Wein mit mir, dann bist du deine Sorgen los. Ich allein bin viel zu schwach, Außerdem bin ich müde vom Arbeiten und will nur meine Ruhe.“-
Die kriegst du früh genug, wenn du dir alles gefallen läßt.“

Auch der Nachbar war nicht anders und schickte D. zum nächsten Nachbarn, und dieser zum übernächsten. Insgesamt hatte D. ziemlich viel Wein getrunken und einiges Kleingeld eingesammelt. Nun war er erschöpft und sagte sich: „Wieso soll ich mich anstrengen, etwas zu ändern, wenn niemand es will? Nichts als Ärger!“

Er legte das Kleingeld auf die Bank und sparte auf ein kleines Häuschen, denn nun wollte er nur noch seine Ruhe haben; ob er sie je gefunden hat, ist ungewiß.


(22,0 P.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen