Freitag, 12. Oktober 2012

Britta Erlemann: Triptychon „Frieden ist mehr…“

I. Abendfrieden

Draußen
schweigt
die Dunkelheit
aus der Nachbarwohnung
gedämpfte Stimmen,
leise Schritte
der Wecker tickt
neben meinem Bett
loslassen
von der Hektik
des Tages
gleichmäßig tief
atmen
Muskeln
entspannen
im Kopf
zur Ruhe
kommen
letzte Fragen
an den vergangenen
Tag
trete meine Reise an
in die Nacht
reiche den Träumen
die Hand
flieg
ins Anderland
bis morgen.
6.5.2011

2
II. Seelenfrieden

Still
liegt sie da
ein einsamer See
im Wald
ruhig die Oberfläche
nur sanftes Plätschern
wie Entenfüße
im kühlen Wasser
Dann wieder
brandende Wogen
wie Meer
rauschend
sprudelnd
Züngelnde Flammen
knisternd heiß
mal Streichholzklein
mal Osterfeuergroß
Laues Lüftchen
mild
dann wieder Sturm
schneidend kalt
Ich kann es halten
das Auf und Ab
meiner Seele
mit Erde
unter den
Füßen
in Balance
Seelenfrieden -
keine Psychose…
21.5.2011


III. Waffenfrieden?

8. Mai 1945
Welt-Kriegsende
in Deutschland
knapp 25 Jahre später
kam ich
auf die Welt
im Frieden
keine Bomben
von Deutschen
keine Bomben
auf Deutschland
damals offiziell
und Frieden
heißt es
hätten wir
immer noch
doch herrschte seitdem
Krieg gegen Frauen:
Vergewaltigungen,
häusliche Gewalt
Krieg gegen Umwelt:
Zerstörung
Krieg gegen Arme:
Hartz IV,
prekäre Beschäftigungen
Krieg in Afghanistan:
deutsche SoldatInnen vor Ort
Krieg in Libyen:
auch mit deutschen Waffen
und das Coltan
für deutsche Handys
finanziert den
Krieg im Kongo

Frieden
ist mehr
als keine Bomben
auf Deutschland
Frieden heißt Respekt
vor allem
was lebt
und noch mehr.
7./25.5.2011




Text aus dem Schreibwettbewerb Friedenslesung 2011 des Kulturring in Berlin e.V.

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