Freitag, 1. Juli 2011

Elisabeth Hackel: Verdunklung


Als ich an den Frieden glaubte,
in dem keine Mutter
ihren Sohn beweint,
wollte ich nie wieder
nachts ein Licht einsperren
und zieh doch abends jetzt
die Gardine zu.

Liege ich wach,
fehlt mir der Himmel,
und ich hör den Vater wieder
wie damals vor dem Krieg.
Trau schau wem“,
flüstert er,
wenn er Frieden sagt“.





Warten auf den Frieden

Die letzten Schüsse treffen
ungestört ihr Ziel
und der allerletzte
noch immer nicht dabei
und ein Reporter sagt
Der Krieg klingt langsam aus“,
als wärs ein heitrer Abend,
ein ausgelassenes Fest ...





Damals ein Kreuz


Früher
wenn ich schlafen wollte,
zählte ich Wolkenschafe –
Heute zähl ich die Kriege
vom vergangenen Tag.

Gestern,
wie man so sagt,
gab ich die Stimme ab,
machte ein Kreuz
auf weißem Papier –
Heute möchte ich schreien,
wie sie mit meinem Kreuz handeln,
wie sie es morgen im Krieg
teuer als Grabkreuz verkaufen.

Wir m üssen ihre Zeit abrüsten,
in der sie unter weißer Fahne
nach neuen Jagd-
und Kriegsgründen suchen.



Frau Hackel, Jg. 1924, ist die älteste Teilnehmerin des Wettbewerbs ...



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