Dienstag, 18. Januar 2011

Jürgen Polinske: Für die türkischstämmige Brotverkäuferin in Berlin ...

... mit dem Namen
einer Pflanze, die die Griechen wegen ihres königlichen Duftes lieben
 
 
1.
Schon vor dem Kloster, hoch auf dem Felsen,
ist die Ordnung innen zu ahnen.
Der kleine Garten ist sehr gepflegt, Gemüse und Kräuter,
Kräuter, vor allem. Nur wenige Augenblicke verbleiben
bis uns die Schwestern den Eintritt frei geben.
Wir warten.
 
 
Eine der Schwestern führt ein Auto voll leerer Körbe,
wie selbstverständlich fährt sie an uns vorbei.
Einst waren nur Stege, nicht Straßen, zum Markt,
einzuhandeln woran es fehlt im Garten.
Im Korb am Seil kam alles hinauf.
 
 
Einst erhielten Wanderer, Besucher vom Kraut einen Stiehl,
mit Blüten manchmal, aber immer mit Duft,
ihn sich hinter ihr Ohr zu stecken; Geschenkter Frieden.
Sie lassen uns ein; Eine Schwester verkauft Karten.
 
 
2.
Neugier,
Neugierde ließ mich den hölzernen Deckel heben,
der auf der einen großen Vase im Klosterhof lag.
Enttäuschung: Ein Schippchen, Handschuhe, Chemie –
Gartengeräte; Für ein leichteres Leben?
 
 
3.
Reyhan ist um ihr freundliches Lächeln zu beneiden;
An ihren Namen, so sprach sie, hatte sie lange zu leiden,
bis sie erfuhr: Die Pflanze sei ein Schlüssel zum Paradies,
jenes, das der Prophet einst einmal allen verhieß –
Am liebsten schmeck ich deinen Brotduft um dich herum,
Reyhan, das türkische Wort klingt griechisch: Basilikum

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